Sensibilisierungskampagne gegen Catcalling im ÖPNV
Der Landkreis Waldeck-Frankenberg intensiviert seinen Einsatz gegen verbale sexuelle Belästigung mit einer neuen Sensibilisierungskampagne in Bussen und Zügen. In Kooperation mit der StadtBus GmbH Bad Wildungen und der Kurhessenbahn werden Plakate mit Beispielen von Catcalls in den Fahrzeugen des öffentlichen Nahverkehrs angebracht. Die Kampagne ruft dazu auf, dass Betroffene ihre Erfahrungen teilen und Catcalls melden. Denn das Erlebte muss nicht still ertragen werden – mit einer Meldung kann das Gefühl der Deutungshoheit über die Situation zurückgewonnen werden.
Sexuelle Belästigung findet überwiegend im öffentlichen Raum statt. Mit den Plakaten in Bus und Bahn soll nicht nur daran erinnert werden, dass Sprüche wie „Na Süße, ganz alleine unterwegs?“ oder „Hübsche Beine – wohin gehen die denn?“ keine Komplimente sind, sondern betroffenen Personen auch direkt ein Hilfsangebot aufzeigen. „Mit dieser Aktion möchten wir ein klares Zeichen setzen: Catcalling ist keine Kleinigkeit, sondern eine Form der sexuellen Belästigung, die nicht toleriert werden darf“, erklärte der Erste Kreisbeigeordnete Karl-Friedrich Frese. „Wir wollen Betroffene ermutigen, ihre Stimme zu erheben und sich zu wehren.“
Studien zeigen, dass besonders Frauen und Angehörige der LSBTIQ*-Community von Catcalling betroffen sind. Die Folgen reichen von Ängstlichkeit und Vermeidungsverhalten bis hin zu psychischen Belastungen. Miriam Drüppel aus dem Fachdienst Frauen und Chancengleichheit betont: „Es geht darum, Betroffenen die Möglichkeit zu geben, selbstwirksam zu handeln, ohne sich in der Situation selbst gefährden zu müssen. Die Meldung von Vorfällen kann helfen, die eigene Wut zu verarbeiten und das Gefühl der Kontrolle zurückzugewinnen.“
Die Kampagne ist Teil der deutschlandweiten Initiative #KeinKompliment, der sich der Landkreis 2023 angeschlossen hat. Sie zielt darauf ab, Catcalling sichtbar zu machen und das Bewusstsein dafür zu schärfen. „Der NVV legt großen Wert darauf, dass sich unsere Fahrgäste wohl und sicher fühlen, wenn sie mit Bus und Bahn unterwegs sind. Deshalb unterstützen wir gern die Kampagne des Landkreises Waldeck-Frankenberg gegen verbale sexuelle Belästigung,“ ergänzte Marian Volmer, Geschäftsführer des Nordhessischen VerkehrsVerbunds. Bernd Wagner, Geschäftsführer der StadtBus GmbH, schließt sich dem an und ergänzte dazu: „Es ist wichtig, den Betroffenen mitzuteilen, dass und wie sie sich gegen verbale Belästigung zur Wehr setzen können. Die Plakataktion vermittelt genau diese Informationen.“
Catcalling-Erlebnisse können über einen QR-Code auf den Plakaten oder unter
www.landkreis-waldeck-frankenberg.de/keinkompliment gemeldet werden. Die Meldungen werden vertraulich behandelt, anonymisiert gesammelt und am bundesweiten Aktionstag am 13. Juni öffentlich sichtbar gemacht. Die Kampagne reagiert auch auf das neue Frauensicherheitspaket der hessischen Landesregierung, das eine effektivere Verfolgung von Catcalling-Straftaten ermöglichen soll. Weitere Informationen zu diesem Thema gibt es unter den untenstehenden Schlagwörtern.
Bildunterschrift: (v.l.) Gemeinsam setzen Judith Féaux de Lacroix und Mehtap Karagandere vom NVV, Jens Wrabletz von der Kurhessenbahn und Miriam Drüppel vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit des Landkreises Waldeck-Frankenberg mit der StadtBus GmbH ein Zeichen gegen verbale sexuelle Belästigung. Foto: Landkreis Waldeck-Frankenberg