Landkreis startet Aktionen zum Tag gegen Catcalling am 14. Juni

Kommentare wie „Hey Süße, geiler Hintern!“, Hinterherpfeifen, aufdringliche Blicke und ungefragte Bemerkungen: Solche Situationen erleben viele Menschen – insbesondere Frauen – häufig. Was als vermeintliches Kompliment gemeint sein könnte, ist keins. Sondern sexualisierte verbale Belästigung, genannt „Catcalling“. Dagegen gibt es auch dieses Jahr wieder einen bundesweiten Aktionstag am 14. Juni. Hier wird der Landkreis auf das Thema aufmerksam machen und startet dazu Aktionen in der Tiefebene in der Korbacher Fußgängerzone.  

Nach einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend erleben 44 Prozent der Frauen, aber auch 32 Prozent der Männer in Deutschland Situationen, in denen sexistische Zeichen und Übergriffe an sie adressiert sind. Eine vom Bund initiierte Umfrage zeigt zudem, dass gerade Frauen häufig von verbaler sexueller Belästigung betroffen sind. Dabei gaben 58 Prozent aller Befragten an, Situationen sexueller Belästigung erlebt zu haben. Mehr als die Hälfte gab an, durch Hinterherpfeifen und Anstarren belästigt worden zu sein und etwa ein Drittel hat Kommentare über ihren Körper, sexuelle Anspielungen und weitere übergriffige Handlungen erlebt.

Catcalls ankreiden
Daher möchte auch der Landkreis aktiv gegen sexualisierte verbale Belästigung vorgehen. Der Fachdienst Frauen und Chancengleichheit startet somit am 14. Juni zwischen 12 und 14 Uhr Aktionen in der Korbacher Innenstadt: Es gibt einen Aktionsstand in der Korbacher Tiefebene, an dem das Team des Fachdienstes über das Thema informiert. Außerdem werden so genannte „Catcalls“ mit Kreide auf den Boden geschrieben – also die sexualisierten verbalen Übergriffe, die viele Betroffene im vergangenen Jahr beim Landkreis gemeldet haben. Auch spontan kann man dort noch seine Erlebnisse mit Kreide auf den Boden schreiben.

Echte Komplimente verteilen
„Wir wollen das Ausmaß und die Schwere dieser Catcalls deutlich machen und auch zeigen, dass das kein Problem großer Metropolen ist, sondern nicht selten auch hier in Waldeck-Frankenberg passiert“, sagt die Frauenbeauftragte des Landkreises Beate Friedrich. „Catcalling ist kein Kompliment, sondern sexuelle Belästigung. Um das zu unterstreichen, verteilen wir lieber richtige Komplimente, die sich alle mitnehmen können“, ergänzt ihre Stellvertreterin Miriam Drüppel und macht darauf aufmerksam, dass an diesem Tag Blumen und Karten mit Komplimenten „to go“ am Aktionsstand und von den umliegenden Geschäften verteilt werden. Mit dabei sind das ADAC Reisebüro Schreiber, Thalia Korbach, Quick-Schuh Korbach, Steen Immobilienpartner, das Modehaus Manhenke und das Eiscafe San Marco.

Erlebnisse anonym teilen
Bereits seit dem vergangenen Jahr macht der Landkreis unter dem Hashtag „Kein Kompliment“ auf Catcalls aufmerksam. Betroffene waren und sind auch weiterhin herzlich eingeladen, ihre schlechten Erfahrungen zu teilen – und ihrem Ärger so auch ein wenig Luft zu machen. Denn rechtlich sind Betroffene noch immer nicht geschützt, bisher gibt es kein Gesetz, das Catcalling ahndet.  Per E-Mail an keinkompliment@lkwafkb.de können Betroffene ihre Erfahrungen daher mit den Mitarbeiterinnen im Fachdienst Frauen und Chancengleichheit teilen – ganz unverbindlich und anonym. Eine Beschreibung der Situation mit Ort und Datum reicht völlig aus. Angaben zur eigenen Person müssen nicht gemacht werden. Die Geschichten werden – selbstverständlich anonym – an den Orten des Geschehens ohne Namensnennung mit Kreide auf den Boden schreiben. Sollte es erforderlich und gewünscht sein, bekommen die Betroffenen vom Fachdienst Frauen und Chancengleichheit Unterstützung

„Warum wir das machen? Wir möchten deutlich machen, dass sexuelle Belästigung nicht erst mit einer Berührung beginnt, sondern schon bei Pfiffen, Anmachsprüchen und Kommentaren. Dieses Bewusstsein fehlt häufig“, führt sie aus. Ziel der Aktion ist es, Betroffene sprachfähig zu machen und sie dazu zu ermutigen, Catcalling nicht einfach hinzunehmen und auch die Zivilcourage zu fördern. „Im Idealfall soll auch den Tätern ihr Verhalten gespiegelt werden – in der Hoffnung, dass ihnen sehr deutlich wird, wie deplatziert ein solches Verhalten ist.“ 


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Fachdienst Frauen und Chancengleichheit Gemeinsam gegen Gewalt Kein Kompliment