Karl Heinemann erhält Verdienstmedaille der Bundesrepublik
In der Diemelstadt, vor allem in seinem Heimatort Rhoden, ist er weithin bekannt, ohne sein unermüdliches ehrenamtliches Wirken würde Vieles in der Kommune weniger rund laufen: Karl Heinemann steht als Synonym für den freiwilligen, unentgeltlichen Einsatz für die Allgemeinheit. Ob Ausbildung des Nachwuchses im Ev. Posaunenchor Rhoden, Vorsteher des Ortsgerichts, Erhalt und Förderung der plattdeutschen Sprache oder „Lokale Agenda 21“ der Stadt Diemelstadt, überall stand oder steht Karl Heinemann ganz oben beim Mitwirken. Den größten Namen hat er sich aber wohl als passionierter Historiker gemacht – seit dem Jahr 2001 lenkte er als stellvertretender Vorsitzender die Geschicke der Bezirksgruppe Diemelstadt im Waldeckischen Geschichtsverein mit.
Aufgrund dieses außerordentlich engagierten Einsatzes für die Allgemeinheit konnte sich Karl Heinemann nun über eine besonders hohe Auszeichnung freuen. Er erhielt die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, überreicht von Landrat Jürgen van der Horst im Auftrag von Herrn Bundespräsidenten Walter Steinmeier. Die Feierstunde zur Überreichung der Auszeichnung fand als echte Überraschung für den Geehrten im Korbacher Kreishaus statt. Begleitet wurde er von seinem Sohn und seinem Enkel sowie Vertretern des Vereins „Historisches Ortsbild Diemelstadt“ und des Waldeckischen Geschichtsvereins.
„Wer mit offenen Augen durch Rhoden läuft, sieht überall Spuren des ehrenamtlichen Wirkens von Karl Heinemann“, sagten Landrat van der Horst und Diemelstadts Bürgermeister Elmar Schröder in ihrer Laudatio. Das alte heimische Handwerk sei von ihm ebenso in einem Buch festgehalten worden, wie er an einer Dokumentation über den jüdischen Friedhof und einer Broschüre über die historischen Straßenlampen mitgewirkt hat. Auf seine Initiative gingen Stadtpläne und Prospekte über die Stadt zurück, bei deren Umsetzung der Geehrte dann auch mitgearbeitet habe. Und auch die Hausinschriften sowie Hausnamen in Rhoden seien von Karl Heinemann erfasst und dokumentiert worden.
Besonders beeindruckend ist, dass es der Geehrte geschafft hat, durch Anwerben von Spenden für eine Instandsetzung der Kirchruine Alt-Rhoden zu sorgen, einer Kulturstätte aus dem 11. Jahrhundert. In seiner Passion für die plattdeutsche Sprache hat er über 5.500 Datensätzen zu plattdeutschen Begriffen, Wörtern, Redensarten sowie Redewendungen gesammelt und diese an den Arbeitskreis „Plattdeutsche Sprache“ übergeben.
„Die plattdeutsche Sprache liegt mir besonders am Herzen“, sagte Karl Heinemann und ergänzte, die Sammlung der Datensätze sei das umfangreichste derartige Werk, das ihm bekannt sei. Im lokalen Arbeitskreis plattdeutsche Sprache, den Karl Heinemann ins Leben gerufen hat, arbeitet er eng mit der Mittelpunktschule Rhoden zusammen – junge Menschen werden so direkt an das mundartliche Erbe ihrer Heimat herangeführt. Außerdem besteht eine enge Zusammenarbeit mit den Universitäten Marburg und Münster, auch was eine Berücksichtigung des Plattdeutschen im Deutschen Sprachatlas angeht.
„Schon als Bürgermeister der Stadt Bad Arolsen konnte ich mitverfolgen, wie sich die Bewahrung dieses wichtigen immateriellen Kulturgutes durch Karl Heinemann verstetigt hat“, so der Landrat. Er erinnere sich immer noch gerne an eine tolle Veranstaltung in der Massenhäuser Kirche, bei der es ermutigend gewesen sei, viele junge Mitstreiter im Plattdeutschen aus der Enkelgeneration des Geehrten kennenzulernen. So sei es für Bürgermeister Schröder und ihn eine große Ehre und eine schöne Aufgabe gewesen, die 56 Jahre ehrenamtlichen Engagements Karl Heinemanns durch die Aushändigung der Verdienstmedaille würdigen zu dürfen.
„Im ländlichen Raum ist das Ehrenamt besonders ausgeprägt, viele Menschen üben es aus. Aber es gibt immer einen, der herausragt, dessen Lebensaufgabe der ehrenamtliche Einsatz zu sein scheint, der die Ortsgemeinschaft damit prägt“, hob van der Horst hervor. Bürgermeister Schröder ergänzte: „Karl Heinemanns Wirken bezieht sich nicht nur auf die Bewahrung der Vergangenheit, sondern ist vor allem auch auf die Zukunft ausgerichtet.“ Sehr passend: Während der zwanglosen Unterhaltung bei der kleinen Feierstunde wurden gleich fünf neue Projekte angesprochen, die in der Diemelstadt unter Mitwirken des neuen Trägers der Verdienstmedaille in der nächsten Zeit angegangen werden sollen.