Neujahrsaufruf von Landrat Dr. Reinhard Kubat
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
wenn wir in späteren Jahren an 2020 zurückdenken, wird ein Thema ganz oben auf der Liste unserer Erinnerungen stehen: Corona, die Covid-19-Pandemie, das SARS-Virus, das seit dem Frühjahr die Welt in seinem beängstigenden Griff hält. Es hat das öffentliche, aber auch das private Leben weitestgehend zum Stillstand gebracht. Plötzlich war nichts mehr, wie wir es kannten; wir mussten sogar unsere sozialen Kontakte einschränken – für viele Menschen, so auch für mich, die schlimmste Auswirkung der Pandemie. Nicht mal eben für ein Schwätzchen zu den Nachbarn gehen zu dürfen, den runden Geburtstag nicht angemessen feiern zu können, vor allem aber Eltern oder Großeltern im Seniorenalter nicht zu besuchen, um sie als Risikogruppe nicht zu gefährden… das fiel uns sicherlich allen am Schwersten.
Nun steht ein neues Jahr vor der Tür, von dem wir zwar nicht wissen, was es bringen wird, dem wir in Erwartung der Impfungen gegen das Coronavirus jedoch höchst hoffnungsvoll entgegensehen. Und das können wir auch, da bin ich ganz zuversichtlich! Denn wie es schon Hermann Hesse in seinem Gedicht Stufen schrieb: „…jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ Diplom-Theologe Ulrich Peters hat das Gedicht als Grundlage für Lebenswünsche und Lebensschätze zum Jahreswechsel genommen, die mir gerade in dieser schwierigen Pandemie-Zeit richtig gutgetan haben und die ich daher gerne mit Ihnen teilen möchte.
Unverbraucht, so liegen die 365 Tage eines neuen Jahres am 1. Januar vor uns – ein Anfang, der Beginn einer Lebensspanne, die wohl jeder von uns im Sinne von Hermann Hesses Stufen zu etwas Zauberhaftem machen möchte. Dass wir dies am Ende des Jahres als gelungen ansehen können, dazu gibt es ein paar wertvolle Tipps. Allen voran: keine Angst haben vor diesem Anfang, ihn mutig angehen und sich bewusst sein, dass er uns auf unserer Lebensreise weiterbringt. Und zwar wenn wir ihn lassen, ihn annehmen und auch vor der Anstrengung, die er mit sich bringt, nicht zurückschrecken.
Denn auch das sollte uns bewusst sein, die Lebensreise ist kein Transportband, auf das wir uns stellen können und das uns ohne unser Zutun ans Ziel bringt. Entwicklung und Wachstum, die wir anstreben, sind mit einer Arbeit verbunden, die sich lohnt und die uns auch entlasten kann. Nämlich dann, wenn wir bereit sind, uns von all dem zu verabschieden, was uns in der Vergangenheit gehemmt hat. Das ist nicht leicht, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, schließlich müssen wir erst einmal erkennen, welche Hindernisse es waren, die unseren Lebensfluss blockiert haben. Häufig sind es selbstverständlich gewordene, gar liebgewonnene Gewohnheiten. Denken Sie über diese Gewohnheiten einmal nach… Sie werden merken, dass viele davon bereits lähmend geworden sind und dass Sie sie eigentlich gar nicht brauchen.
Ganz wichtig ist es für eine zauberhafte Reise durch das Jahr auch, sich nicht von Bedenken zurückhalten zu lassen. Bedenken sind im Grunde nur dazu da, bewältigt zu werden, natürlich mit der gebotenen Überlegung, und sie von der Neugier auf das Kommende ablösen zu lassen. Vergeuden Sie Ihre Energie nicht darin, über Unmögliches nachzugrübeln. Setzen Sie Ihre besten Kräfte, Ihre Phantasie für das ein, was machbar ist, was geht, für inspirierende Chancen und Handlungsmöglichkeiten auf der Lebensreise. Wer sich fragt, wie das funktionieren soll, kann sich ein Beispiel an den Kindern nehmen. Mit ihrem Urvertrauen, ihrem grenzenlosen Glauben an einen schlussendlich guten Ausgang, zeigen sie eine wunderbare Zuversicht für das Leben, die sich jeder von uns zu eigen machen sollte. Denn dann fällt es viel leichter, unbeirrt und heiter und furchtlos seinen Weg durch das Jahr zu finden.
Ich hoffe, liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, dass Sie aus diesen Lebenswünschen und Lebensschätzen das nötige Rüstzeug in das Jahr 2021 mitnehmen können, um es mit frischem Mut und gutem Glauben an einen Sieg über die Pandemie anzugehen. Ich schicke Sie mit meinen besten Wünschen, herzlichsten Grüßen und einem Ausspruch des Schriftstellers Jules Renard auf Ihre ganz persönliche Reise: „Das Paradies liegt nicht auf Erden, aber Stückchen davon sind wohl vorhanden.“ Mögen Ihnen viele solche kleinen Stücke des Paradieses in den 365 Tagen des neuen Jahres begegnen.
Ihr
Dr. Reinhard Kubat
(Landrat)