Digitalisierung
Digitalisierung der Verwaltung–nur gemeinsam
Spätestens seit Veröffentlichung des Gesetzes zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen (Onlinezugangsgesetz - OZG) im Jahr 2017 wird die Digitalisierung der Verwaltung in Deutschland fokussiert, wenn nicht gar mit Höchstgeschwindigkeit vorangetrieben. Die Kreisverwaltung des Landkreises Waldeck-Frankenberg hat die Weichen gestellt - und zur Koordination des Digitalisierungsprozesses neue Arbeitsstrukturen geschaffen:
- Der Fachdienst „Informationstechnik und digitale Verwaltung“ wurde 2017 gebildet.
- Seit 2019 ist die Stelle „Projektmanagerin Digitalisierung“ besetzt.
- Seit 2021 wird erstmal das Duale Studium „Digitale Verwaltung“ angeboten und ein Anwärter ausgebildet.
- Um die Verwaltung in die Lage zu versetzen, sich an die Herausforderungen und Chancen von heute und morgen dynamisch und flexibel anpassen zu können, ist seit 2021 ein Prozessmanager im Fachdienst Kreisorgane, Organisation, Vergaben und ÖPNV in Vollzeit tätig.
- In jedem Fachdienst wurden 2019 Digitalisierungsbeauftragte benannt, die das Thema in ihrem Fachdienst vorantreiben und sich gegenseitig unterstützen und austauschen.
- Das Gesamtprojekt Digitalisierung wurde auf über 20 Teilprojekte untergliedert, welche jeweils von einer Teilprojektleitung aus der jeweils fachlichen Zuständigkeit geleitet wird.
- Zudem hat sich das Team „Innovationen in der Verwaltung“ formiert.
- Insgesamt wird der fachdienstübergreifende Austausch gefördert und gepflegt. Alle ziehen an einem Strang.
Um die Kreisverwaltung fit für die Zukunft zu machen, wurde im Februar 2018 vom Kreisausschuss eine Digitalisierungsstrategie beschlossen. Sie wird von folgender Leitidee getragen:
Im Mittepunkt des gesamten Prozesses steht der Mensch. Die Technik soll nur dazu dienen, Bürgerinnen und Bürger, Unternehmerinnen und Unternehmer sowie die Mitarbeitenden bei verwaltungsbezogenen Prozessen zu unterstützen und die Zusammenarbeit bzw. das Miteinander zu fördern.
Zu dieser Leitidee wurde ein 3-Stufen-Plan aufgestellt. Dieser sieht vor, dass zuerst die Mitarbeitenden der Kreisverwaltung auf die Digitalisierung vorbereitet und geschult werden. Hierfür wurde ein mehrstufiges „Fortbildungsprogramm Digitalisierung“ entwickelt und umgesetzt; Fachdienstleitungen und Digitalisierungsbeauftragte wurden geschult, Anwendungsschulungen für eRechnung und eAkte umgesetzt, Blitzvorträge zum Thema Digitalisierung monatlich angeboten. Für Transparenz sorgt ein „Digitalisierungs-Newsletter“. Die Digitalisierungssprechstunde unterstützt bei Fragen und Anregungen.
Im zweiten Schritt wurde das Prozessmanagement etabliert. Nachdem diese Basis geschaffen wurde, werden seit 2021 aktiv Bürgerinnen und Bürger in den Digitalisierungsprozess einbezogen, z. B. im Rahmen des alljährlichen Bundesweiten Digitaltags oder mittels Umfragen und Workshops. Der Slogan „Digitalisierung - nur gemeinsam“ soll gelebt werden, digitale Kompetenz aufgebaut und Partizipation gefördert werden. Innerhalb der Verwaltung werden die Maßnahmen Schritt für Schritt gemeinsam mit den Beschäftigten umgesetzt. Während der Corona-Pandemie wurden alle geplanten Digitalisierungsprojekte nahtlos fortgesetzt.
Folgende Ziele wurden seit 2019 bereits erreicht:
- Das Kreistagsinformations-System SD-Net wurde eingeführt. Ziel ist es, alle Unterlagen für die Sitzungen des Kreisausschusses und der Kreistagsorgane künftig nur noch digital zu verteilen.
- Die elektronische Zeiterfassung wurde in allen Fachdiensten eingeführt.
- Die vollständig elektronische Rechnungsannahme und -verarbeitung wurde eingeführt. Rechnungssenderinnen und -sender können so Papier- und Portokosten sparen, Laufzeiten können verkürzt werden.
- FD Soziale Angelegenheiten und FD Ausländerwesen arbeiten bereits mit der elektronischen Akte. Alle weiteren Fachdienste sollen bis Ende 2022 folgen.
- Zur Optimierung aller Prozesse, v. a. auch der digitalen Prozesse, wurde das Prozessmanagement etabliert. Ein Prozessmanager setzt zusammen mit Mitarbeitenden und BürgerInnen sukzessive die Onlineantragsverfahren um.
- Über den Arbeitskreis Digitalisierung auf Landkreistagsebene wurde der Austausch mit anderen hessischen Landkreises intensiviert.
- Das Fortbildungskonzept Digitalisierung wurde etabliert.
- Um für die zukünftigen Antragsverfahren ein Tor zur Digitalen Verwaltung zu realisieren, wurde die Homepage des Landkreises neugestaltet, sie ist direkt mit dem Hessenportal, dem sog. Hessenfinder, verknüpft.
- Die Kreisverwaltung beteiligt sich jedes Jahr mit vielen Partnerorganisationen aus dem Landkreisgebiet am Bundesweiten Digitaltag und lädt Städte und Gemeinden jedes Jahr zur Kooperation ein. 2021 waren die Städte Korbach, Bad Wildungen und Volkmarsen Kooperationspartner.
- In kürzester Zeit wurden die Home-Office-Kapazitäten während der Pandemie auf ca. die Hälfte aller in der Kreisverwaltung Tätigen ausgeweitet.
- Es wurde ein internes Soziales Netzwerk etabliert.
- Für Videokonferenzen wurde ein datenschutzkonformes Videokonferenzsystem beschafft.
- Das Geoportal Nordhessen wurde veröffentlicht.
Online-Antragsverfahren
Bei der Umsetzung der Online-Antragsverfahren setzen wir auf die Umsetzungsvereinbarung zum Onlinezugangsgesetz, welche zwischen dem Land Hessen und den kommunalen Spitzenverbänden getroffen wurde. Damit nicht jeder Landkreis das Rad immer wieder neu erfindet, werden Antragsprozesse arbeitsteilig erstellt und anschließend allen hessischen Landkreisen zur Verfügung gestellt. Die Kreisverwaltung Waldeck-Frankenberg selbst war an der hessenweiten Erarbeitung der Prozesse im Bereich Waffenrecht, Verkehr sowie Veterinärwesen beteiligt.
Informationen zur Onlineausweisfunktion finden Sie hier.
Folgende Onlineverfahren stehen derzeit (Stand: Juni 2021) zur Verfügung:
- Impfnachrückerplattform
- Entschädigungen bei Quarantäne, Tätigkeitsverbot oder Betreuungserfordernis
- Onlinebewerbung
- Onlinebuchung Veranstaltungskalender
- Ehrenamtssuchmaschine
- Abrechnung von Bildung-und-Teilhabe Mittagsverpflegung
- Leistungen auf Bildung und Teilhabe
- Antrag auf Übernahme der Kindertagesstättenbeiträge
- Unterhaltsvorschuss
- Beschwerde über Verstöße gegen Jugendschutzbestimmungen im Internet
- Ausbildungsförderung für Schüler (Schüler-BAföG)
- Antrag auf eine Landeszuwendung aus dem Investitionsprogramm "Weiterführung der Vereinsarbeit"
- Registrierung von Vereinen zur Förderung
- Antragsverfahren Förderung des Sports
- Antragsverfahren für Freiherr-vom-Stein-Plakette oder –Ehrenurkunde
- Meldung/Änderung von Selbsthilfegruppen
- Pflanzenschutz – Sachkundenachweis
- Ergänzungsantrag zum Gemeinsamen Antrag 2021 im Bereich Landwirtschaft
- Wunschkennzeichen KFZ
- Außerbetriebsetzung KFZ nach dem 01.01.2015 zugelassener Fahrzeuge
- Wiederzulassung KFZ
- Neuzulassung KFZ
- Umschreibung KFZ
- Adressänderung KFZ
Folgende weitere Teilprojekte werden innerhalb der Kreisverwaltung umgesetzt bzw. fortgesetzt:
- KundInnen können Termine im Bereich Ausländerwesen und Verkehr zukünftig online buchen.
- Die elektronische Akte wird, basierend auf einem neuen Aktenplan, in allen Fachdiensten eingeführt.
- Hierfür werden die laufenden Papierakten von einem externen Dienstleister eingescannt.
- Intern ist eine interne Scanstelle für das Ersetzende Scannen in Planung.
- Alle erforderlichen Prozesse der Kreisverwaltung werden erhoben und angepasst (u. a. elektronischer Post-Weg, digitale Signaturen).
- Alle Online-Antragsverfahren aus dem OZG-Umsetzungskatalog werden inkl. Onlinebezahlfunktion nach Verfügbarkeit veröffentlicht.
- Debitorenrechnungen werden online bearbeitet.
- Die Umsetzung des elektronischen Rechtsverkehrs ist in Vorbereitung.
- Die Personalverwaltung wird weiter digitalisiert.
- Intern wird die Raumbuchung auf ein Online-Ressourcenbuchungs-System inkl. Fuhrparkmanagement umgestellt.
- Ein Konferenzraum wird mit fest installierter Videokonferenztechnik ausgestattet.
- Die Auszubildenden werden beim Azubitag 2021 in einem Workshop zu "Digital Detectives“ und stellen bestehende Prozesse auf den Prüfstand. Dadurch nehmen die Bereiche Digitalisierung und Prozessmanagement von Beginn an einen hohen Stellenwert ein.
Um die einzelnen Teilprojekte nachhaltig sinnvoll umzusetzen, werden, auch über 2022 hinaus, folgende Maßnahmen verfolgt:
- Einbezug von im Landkreis lebendenden und gewerblich tätigen Menschen
- Hardwareanpassung
- WLAN-Ausbau innerhalb der Kreisverwaltung
- Personalentwicklung
- Prozessmanagement
- Organisationsentwicklung, denn nachhaltig, über das Jahr 2022 hinaus kann Digitalisierung nur sein, wenn es nicht nur als Trend begriffen wird, sondern als ganzheitlicher, organisationaler Veränderungsprozess bzw. Innovationstreiber neben anderen (z. B. Globalisierung, Klimawandel, neue Mobilität, demografischer Wandel).